
„Hoit de Pappn“, dachten sich die Fanszenen aus Österreich, als der Verband sein Geisterspiel-Konzept vergangene Woche vorgeschlagen hatte. Das Konzept soll eine Fortsetzung der Bundesligasaison gewährleisten. Mit drastischen Worten haben 15 Ultragruppierungen nun eine Stellungnahme verfasst und wenig Verständnis für die Pläne von ÖFB und Liga gezeigt. Durch Geisterspiele werde „ein krankes System künstlich am Leben gehalten“, heißt es in dem Statement, das unter dem Motto „Die Geisterspiele, die ich rief“ von Wiens Fanszenen über Blau-Weiß Linz bis hin zu den Ultras von Sturm Graz und Austria Salzburg unterzeichnet wurde.
Das aktuelle Konzept würde das Geschäft nur für einige wenige am laufen halten, so der Vorwurf. Profitieren könnten Funktionäre, Investoren und Werbepartner. Vor allem Fußballfans und unterklassige Mannschaften hingegen fielen hinten rüber, glauben Österreichs Fanszenen.
Engmaschige Covid-19-Tests
Der Österreichische Fußballverband stimmte am Mittwoch einem Antrag zu, wonach Spiele über den 30. Juni hinaus auch bis zum 31. Juli laufen dürfen. Dieser Zeitrahmen schafft der Tipoco Bundesliga neue Möglichkeiten. Zuvor hatten sich alle zwölf Bundesligisten in einer gemeinsamen Videokonferenz darauf geeinigt, die Saison fortsetzen zu wollen. Natürlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Ähnlich transparent wie in Deutschland, wo die DFL ein umfassendes Konzept erstellt hat, das den Betrieb unter sicheren Bedingungen wieder anlaufen lassen soll, ist man im Nachbarland vorgegangen. Demnach haben Liga und ÖFB gemeinsam ein Konzept ausklamüsert, das es 200 Personen erlaubt, bei Geisterspielen anwesend zu sein. Alle Akteure sollen außerdem engmaschig auf Covid-19 getestet werden und die Ergebnisse am Spieltag spätestens um 10 Uhr bekannt sein. Fällt ein Test positiv aus, soll wie in Deutschland nur der Infizierte isoliert werden, nicht aber ein ganzes Team.
Die aktiven Fanszenen sprechen von einem „fatalen Signal“ an die gesamte Gesellschaft, sollte der Fußball einmal mehr eine Sonderstellung erhalten.
„Wer Geisterspiele will…“
Das Geisterspiel-Konzept liegt mittlerweile der Regierung vor. „Nun ist die Politik am Zug“, sagt Ligavorstand Christian Ebenbauer. Das erste Feedback von Sportminister Werner Kogler fiel positiv aus. Man glaube, es könnte reichen. Eine Fortsetzung der 2. Liga sieht er jedoch als unwahrscheinlich: „Ich glaube, die würden nicht einmal spielen, wenn wir ihnen alle möglichen Vergünstigungen geben. Weil es sich einfach wirtschaftlich nicht mehr auszahlt.“
Wie die Verbände in sämtlichen europäischen Ligen kann es auch der ÖFB offensichtlich nicht länger erwarten, dass der Spielbetrieb wieder ins Rollen kommt. Um dabei zumindest ein wenig Atmosphäre in die menschenleeren Stadien zu bekommen, sind vom ÖFB Aktionen mit Pappfiguren oder Apps für Fangesänge geplant. Die Ultras lehnen auch diese Ideen klar ab: „Wer Geisterspiele will, soll diese auch als nackte Wahrheit präsentiert bekommen.“
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