Es stand in keinem Verhltnis

Agissilaos Kourkoudialos, wie geht es Ihnen? Agissilaos Lakis Kourkoudialos: Besser mittlerweile, das Auge schmerzt allerdings noch. Als ich die Ladung Pfefferspray ins Gesicht bekam, rang ich eine halbe Stunde nach Luft.

Agis­silaos Kourk­ou­dialos, wie geht es Ihnen?

Agis­silaos Lakis“ Kourk­ou­dialos: Besser mitt­ler­weile, das Auge schmerzt aller­dings noch. Als ich die Ladung Pfef­fer­spray ins Gesicht bekam, rang ich eine halbe Stunde nach Luft.

Die Sechst­li­ga­partie Ger­mania Ratingen gegen KFC Uer­dingen wurde am Samstag beim Stand von 2:1 abge­bro­chen. Sie gerieten zwi­schen die Fronten. Was ist pas­siert?

Agis­silaos Kourk­ou­dialos: Es war eine Abfolge von Ereig­nissen auf und neben dem Platz. Zunächst mussten wir den 1:1‑Ausgleich hin­nehmen und unser Keeper Kara­gi­annis bekam die Rote Karte. Dann wurde eine Rauch­bombe gezündet, der Sta­di­on­spre­cher ermahnte die Ger­mania-Fans. Wenige Minuten später fiel das 1:2 und einige unserer Anhänger traten wütend gegen die Wer­be­banden.

Eine auf­ge­heizte Stim­mung.

Agis­silaos Kourk­ou­dialos: Durchaus, doch die Stim­mung heizte sich erst richtig auf, als etwa 80 Poli­zisten in mar­tia­li­scher Auf­ma­chung in den Block mar­schierten. Hunde, Schlag­stöcke, Helme – das wirkt nicht gerade beru­hi­gend.

Wo standen Sie zu dem Zeit­punkt?

Agis­silaos Kourk­ou­dialos: In dem Moment rannte ich von der Trai­ner­bank zum Block. Ich wollte dem Ein­satz­leiter erklären, warum es besser sei, dass ich mit unseren Fans spreche. Ein Poli­zist ver­sprach mir dann, den Ein­satz­leiter zu suchen. Doch er kam nicht. Also bin ich alleine in den Block, und habe dort ver­sucht, unsere Anhänger im direkten Gespräch zu beru­higen. Wenige Sekunden später stellte ich mich einem wei­teren Poli­zisten vor und ver­suchte auch ihn zu über­zeugen, dass unsere Leute fried­lie­bend sind und ich die Lage ent­spannen könnte. Doch statt mich dazu zu auto­ri­sieren, ver­passte er mir eine Ladung Pfef­fer­spray.

Was für Leute standen denn im Block?

Agis­silaos Kourk­ou­dialos: Ein bunt gemischter Haufen. Da standen Kinder, auch einige Mäd­chen. Ein junger Mann wurde von einem Hunde gebissen, auch er bekam Pfef­fer­spray ins Gesicht, danach schlug ihm ein Poli­zist eine Gas­pulle auf den Kopf. Der Fan ver­mutet, dass dies der gleiche Poli­zist war, der auch mich angriff.

Die Kreis­po­li­zei­be­hörde spricht von 300 Fans im Uer­dinger Block, 50 seien stark alko­ho­li­siert gewesen, 30 der Kate­go­rien B oder C zuzu­ordnen.

Agis­silaos Kourk­ou­dialos: Eine Fehl­ein­schät­zung, die ich schon häufig gehört habe. Vor einigen Monaten spielten wir in Ober­hausen, damals kam ich sehr zeitig zum Spiel, war etwa zwei­ein­halb Stunden vor dem Anpfiff da. Ich unter­hielt mich mit einem Sicher­heits­ver­ant­wort­li­chen von RWO. Dieser Mann erzählte mir – er wusste nicht, wer ich bin – von hohen Sicher­heits­maß­nahmen für das gleich statt­fin­dende Spiel gegen Uer­dingen. Man erwar­tete sage und schreibe 100 Fans der Kate­gorie C. Die Zahl kam mir astro­no­misch hoch vor. Wieder in Kre­feld infor­mierte ich mich also bei unserem Sicher­heits­chef über die angeb­li­chen 100 Hoo­li­gans aus der KFC-Fan­szene. Ich erfuhr dann, dass wir de facto zehn Anhänger der Kate­go­rien B oder C haben. Ins­ge­samt wohl­ge­merkt! Und von diesen zehn gewalt­be­reiten Fans kämen nur Bruch­teile zu den Spielen.

Sie erstatten nun Anzeige gegen den Poli­zisten.

Agis­silaos Kourk­ou­dialos: Es gibt über 700 Fotos und etliche Videos. Ich bin recht zuver­sicht­lich, dass die Anzeigen der Fans und von mir Erfolg haben werden. 

Was sagen Sie zu dem Vor­wurf, dass ein Poli­zist schwer ver­letzt worden sei.

Agis­silaos Kourk­ou­dialos: Ich habe weder auf den Fotos noch auf den Videos einen schwer­ver­letzten Poli­zisten gesehen. Auch haben mir anwe­sende neu­trale Foto­grafen oder Jour­na­listen bestä­tigt, dass sie keinen ver­letzten Poli­zisten gesehen haben. Auf einem You­tube-Video sieht man aller­dings einen Beamten, der von seinem eigenen Hund gebissen wird. Ver­mut­lich ist es dieser, den die Polizei schwer­ver­letzt“ nennt.

Es heißt außerdem, die Maß­nahmen und Vor­keh­rungen seien gerecht­fer­tigt gewesen, weil Spiele im Düs­sel­dorfer Raum mit einem gewissen Risiko behaftet sind.

Agis­silaos Kourk­ou­dialos: Das bestreitet auch nie­mand. Wir haben mehr­mals selbst erlebt, wie fremde Fans unseren Block enterten, zum Bei­spiel im Sep­tember 2010 bei den Sport­freunden Baum­berg. Damals kamen zahl­reiche Fans aus dem For­tuna-Umfeld zum Spiel, sie klauten Fahnen, zet­telten Schlä­ge­reien im Uer­dinger Block an oder demo­lierten Autos unserer Anhänger. Und trotzdem: Beim Spiel in Ratingen stand das Ein­schreiten gegen die KFC-Fans in keinem Ver­hältnis zu den Ereig­nissen. Da wurde aus einer Mücke ein Ele­fant gemacht.

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